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Jun 01, 2026
12 min read

Crypto Tales - 09 - Die trügerische Stabilität

[Der Key Keeper sitzt auf einem wackeligen Fundament]

Kehehehehe! Willkommen zurück, ihr stabilitätssuchenden Seelen! Habt ihr euer Geld sicher angelegt? In etwas Stabilem? Etwas Zuverlässigem? Etwas, das immer gleich viel wert ist? Perfekt! Heute erzähle ich euch eine Geschichte über Stabilität, die keine ist – und über Versprechen, die wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen. Ich nenne sie: „Die trügerische Stabilität” – oder wie ich sie nenne: „Stable in Name Only!” Kehehehehe!


DER EINSTIEG – Oder: Das Versprechen der Verlässlichkeit

Ah, Stabilität! Was für ein wundervolles Wort!

Stabilität – allein das Wort klingt beruhigend. Es fühlt sich an wie eine warme Decke! Wie ein sicherer Hafen! Wie… wie das Gegenteil von meiner Gruft! Kehehe!

Ein stabiles Haus hält dem Sturm stand. Ein stabiles Einkommen gibt Sicherheit. Eine stabile Brücke trägt verlässlich. (Wobei wir ja in Episode 8 gelernt haben, dass Brücken in Krypto nicht so stabil sind! Kehehe!)

In der Krypto-Welt heißt dieses Versprechen Stablecoin. Der Dollar im digitalen Kleid! Der Euro auf der Blockchain! Immer gleich viel wert! Immer zuverlässig! Immer… stabil!

Klingt perfekt, oder? Endlich etwas in der verrückten Krypto-Welt, das nicht jeden Tag um 30% schwankt! Endlich ein sicherer Hafen!

Doch wie so oft in Krypto – und in meinen Geschichten – ist der schöne Schein… trügerisch! Sehr trügerisch! Tödlich trügerisch! Kehehehehe!


DIE STORY – Anna und der instabile Stable

Lernen wir Anna kennen. Anna ist 41, Lehrerin, verheiratet, zwei Kinder. Sie ist vorsichtig! Konservativ! Sie hasst Risiko wie… wie ich Sonnenlicht! Kehehe!

Anna hörte von Kryptowährungen. Bitcoin? Zu volatil! Ethereum? Zu riskant! Dogecoin? Zu… dumm!

Aber dann entdeckte sie: Stablecoins!

„Perfekt!”, dachte Anna. „Ein Dollar ist ein Dollar! Das verstehe ich! Das ist sicher!”

Sie las die Beschreibungen: „1:1 an den US-Dollar gekoppelt!” „Vollständig besichert!” „Stabile Wertaufbewahrung!”

Anna fühlte sich… sicher. Geborgen. Naiv. Kehehe!

Sie investierte 15.000 Euro. Nicht in Bitcoin oder irgendwelche wilden Altcoins – nein! In Stablecoins! Sie verteilte das Geld sogar auf verschiedene: USDT, USDC, und – oh je – auch einen kleineren, algorithmischen Stablecoin mit dem vielversprechenden Namen „TerraUSD” (UST).

„Diversifikation!”, dachte Anna stolz. Sie war klug! Vorsichtig! Verantwortungsbewusst!

Eine Weile funktionierte alles wunderbar. Anna nutzte ihre Stablecoins:

  • Handeln ohne Volatilität? Check!
  • Tauschen zwischen verschiedenen Plattformen? Check!
  • Zinsen verdienen durch Staking? Check! Ganze 19% auf UST!

„Das ist besser als jedes Sparkonto!”, jubelte Anna.

Dann kam Mai 2022. Der Monat, den Anna nie vergessen wird.

Sie wachte eines Morgens auf, machte Kaffee, öffnete ihr Wallet. Und… stutzte.

Ihr TerraUSD zeigte nicht mehr $1.00. Es zeigte… $0.91.

„Komisch”, dachte Anna. „Wahrscheinlich ein Anzeigefehler.”

Am nächsten Tag: $0.67.

Einen Tag später: $0.35.

Am Ende der Woche: $0.02.

Zwei Cent. Für etwas, das „stabil” bei einem Dollar stehen sollte!

Anna konnte es nicht fassen. „Aber… aber… STABLECOIN! Es steht im Namen!”

Aus einem Dollar wurden 70 Cent, dann 50 Cent, schließlich fast nichts mehr. Ihr Investment? Von 5.000 Euro (die sie in UST hatte) blieben… 100 Euro.

„Wie konnte das passieren?!”, schrie Anna in ihr Kissen.

Ganz einfach, liebe Anna: Der „Dollar” war in Wahrheit nur das Versprechen eines algorithmischen Systems. Es war nicht durch echte Dollars gedeckt, sondern durch einen anderen Token – LUNA – der selbst keinen intrinsischen Wert hatte!

Es war wie ein Haus aus Karten, wo jede Karte sich auf die andere stützt. Und wenn eine fällt? Alle fallen! Das ganze 40-Milliarden-Dollar-Imperium kollabierte in drei Tagen! Kehehehehe!

Stabil war nur das Gefühl, nicht die Realität!

Anna lernte: Manche Dinge sind nur so lange stabil, bis man sie wirklich braucht. Wie ein Regenschirm, der nur funktioniert, wenn es nicht regnet! Kehehe!


DER FAKTENFRIEDHOF – Die Zahlen der Instabilität

Zeit für ein paar… erschütternde Fakten aus der Stablecoin-Gruft:

💀 Der Zusammenbruch von Terra/Luna im Jahr 2022 vernichtete über 40 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten – angeblich „stable”! Vierzig Milliarden! In drei Tagen! Von $1 auf $0.00001! Das ist nicht instabil – das ist katastrophal! Menschen verloren Lebensersparnisse! Einige… nun ja, ich erspare euch die traurigsten Details. Kehehe…

💀 Viele Stablecoins sind nicht vollständig gedeckt. Tether (USDT), der größte Stablecoin, wurde jahrelang verdächtigt, nicht für jeden ausgegebenen Token einen echten Dollar zu halten. Ihre „Reserven” beinhalteten Commercial Papers, Loans, und andere… kreative Assets! Es ist wie eine Bank, die sagt: „Wir haben euer Geld! Es ist nur… in verschiedenen Formen!”

💀 Selbst die „sicheren” Stablecoins (USDT, USDC) hängen von zentralen Emittenten ab. Circle (USDC) oder Tether Limited (USDT) sind Firmen! Firmen können bankrottgehen! Können verklagt werden! Können von Regulatoren geschlossen werden! Ein regulatorischer Eingriff kann sie jederzeit ins Wanken bringen!

💀 Silicon Valley Bank Krise 2023: Als die SVB zusammenbrach, verlor USDC kurzzeitig seine Bindung – fiel auf $0.88 – weil Circle 3,3 Milliarden Dollar bei der Bank hatte! Seht ihr? Selbst die „stabilen” Stablecoins sind nur so stabil wie die Banken, die ihr Geld halten! Das ist Stabilität mit Sternchen! Kehehe!

💀 Algorithmic Stablecoins sind mathematische Wunschträume. Basis Cash? Kollabiert! Iron Finance? Kollabiert! Terra/Luna? Spektakulär kollabiert! Die Idee: Durch clevere Mechanismen den Preis stabil halten, ohne echte Deckung. Das Problem: Mathematik funktioniert nur, wenn alle mitspielen. Und bei Panik? Spielt niemand mit! Kehehehehe!

💀 Bank Runs sind möglich – und haben stattgefunden. Wenn alle gleichzeitig ihre Stablecoins zurücktauschen wollen, kann das System kollabieren. Es ist wie bei einer Bank: Solange nicht alle ihr Geld gleichzeitig abheben wollen, funktioniert’s. Aber wenn alle rennen? Chaos!


DAS FAZIT – Das schwimmende Rettungsboot

[Der Key Keeper lässt einen Rettungsring platzen]

Also, meine stabilitätssuchenden Freunde – was haben wir gelernt?

Stablecoins geben Sicherheit vor, wo keine ist. Sie heißen „stable” – aber viele sind nur so lange stabil, bis man sie wirklich testen muss! Bis die Krise kommt! Bis jeder gleichzeitig verkaufen will!

Es gibt verschiedene Arten von Stablecoins:

  • Fiat-backed (USDT, USDC): Abhängig von zentralen Firmen und Banken
  • Crypto-collateralized (DAI): Besichert durch Krypto – also besichert durch… Volatilität?
  • Algorithmic (Terra/Luna): Besichert durch… Mathematik und Hoffnung! Kehehe!

Alle haben Schwächen! Alle haben Risiken! Keiner ist wirklich „stabil” wie ein Dollar unter der Matratze oder auf einem regulierten Bankkonto!

Hier ist die Frage, die euch die Nackenhaare aufstellen sollte:

Würden Sie sich auf ein Rettungsboot setzen, wenn niemand garantieren kann, dass es wirklich schwimmt?

Nein? Dann warum vertraut ihr eure „sicheren” Gelder einem Stablecoin an, der:

  • Vielleicht nicht vollständig gedeckt ist?
  • Von einer privaten Firma ohne Einlagensicherung betrieben wird?
  • Auf mathematischen Modellen basiert, die schon mehrfach gescheitert sind?
  • Bei Panik zusammenbrechen kann?

Denkt daran: In der traditionellen Finanzwelt gibt es für „stabile” Investments klare Regeln! Einlagensicherung! Regulierung! Aufsicht! Bei Stablecoins? Da gibt’s… Versprechen. Und Versprechen sind billig! Besonders wenn sie in Code geschrieben sind, den niemand kontrolliert!

Die Ironie ist köstlich: Leute fliehen aus dem „unsicheren” traditionellen Finanzsystem in „stabile” Krypto-Alternativen – und verlieren dabei mehr als sie je bei einer Bank verlieren würden! Kehehehehe!

Anna wollte Sicherheit. Sie bekam eine teure Lektion. 40 Milliarden Dollar an Verlusten bei Terra/Luna – das waren echte Menschen! Echte Ersparnisse! Echte Träume! Alle vernichtet durch „Stabilität”, die keine war!


*[Der Key Keeper steht auf brüchigem Eis]

Das war’s für heute, ihr stabilitätssuchenden Schiffbrüchigen! Merkt euch:

„Stable by name, unstable by nature – your ‘safe’ coin might meet its maker!”

Bis zum nächsten Mal, wenn wieder ein Stablecoin… instabil wird! Kehehehehehehe!

[Eis bricht, Wasser schwappt, Dollar-Zeichen versinken, Fade to Black]


🎭 ENDE VON EPISODE 9 🎭


Die trügerische Stabilität

Warum Stablecoins das Versprechen der Wertstabilität oft nicht einlösen können

Stablecoins werben mit Stabilität in einem volatilen Markt. Doch die jüngste Geschichte zeigt: Viele dieser vermeintlich sicheren Assets tragen erhebliche Risiken – mit teils katastrophalen Folgen für Anleger.

Das Versprechen der stabilen Kryptowährung

In einem Markt, der für extreme Preisschwankungen bekannt ist, erscheinen Stablecoins als rationale Lösung. Sie versprechen die Vorteile von Kryptowährungen – schnelle Transaktionen, blockchain-basierte Transparenz, globale Verfügbarkeit – ohne die Volatilität von Bitcoin oder Ethereum. Ein Stablecoin soll stets einen konstanten Wert haben, typischerweise gebunden an einen US-Dollar.

Diese Stabilität macht sie attraktiv als Wertspeicher, Handelsinstrument und Brücke zwischen traditionellen und Krypto-Märkten. Die Realität zeigt jedoch: Das Versprechen der Stabilität ist fragiler, als die Bezeichnung suggeriert.

Der Fall Anna M.

Anna M., eine 41-jährige Lehrerin aus Dresden, suchte 2021 nach einer sicheren Möglichkeit, in den Krypto-Markt einzusteigen. Volatile Assets wie Bitcoin schrecken sie ab. Als sie von Stablecoins erfuhr – digitale Token, die 1:1 an den US-Dollar gekoppelt sein sollen – erschien ihr das als ideale Lösung.

„Ich wollte kein Risiko”, erklärt Anna. „Ein Dollar ist ein Dollar. Das verstand ich, das erschien mir sicher.” Sie investierte 15.000 Euro, verteilt auf verschiedene Stablecoins: USDT, USDC und TerraUSD (UST), der besonders attraktive 19 Prozent Rendite durch Staking versprach.

Monatelang funktionierte alles planmäßig. Anna nutzte die Stablecoins für Transaktionen und erhielt ihre versprochenen Zinsen. Im Mai 2022 änderte sich alles dramatisch.

TerraUSD, ein sogenannter algorithmischer Stablecoin, verlor innerhalb von Tagen seine Bindung an den Dollar. Der Preis fiel von $1,00 auf $0,91, dann $0,67, schließlich auf unter $0,02. Von Annas 5.000 Euro in UST blieben am Ende etwa 100 Euro übrig.

„Ich verstand nicht, wie etwas, das ‘Stablecoin’ heißt, so instabil sein kann”, sagt Anna. „Der Name suggerierte Sicherheit, die nicht existierte.”

Die verschiedenen Typen und ihre Risiken

Stablecoins lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen, jede mit spezifischen Schwachstellen:

Fiat-besicherte Stablecoins (USDT, USDC): Diese sollen durch tatsächliche Währungsreserven gedeckt sein – für jeden ausgegebenen Token sollte ein Dollar auf einem Bankkonto liegen. Die Probleme:

  • Unvollständige Deckung: Tether (USDT), der volumenstärkste Stablecoin, stand wiederholt in der Kritik. Untersuchungen ergaben, dass die Reserven zeitweise aus Commercial Papers, Darlehen und anderen Assets bestanden – nicht aus reinen Cash-Reserven.

  • Zentrale Emittenten als Risikofaktor: Diese Stablecoins werden von privaten Unternehmen ausgegeben. Circle (USDC) oder Tether Limited (USDT) unterliegen Geschäftsrisiken, regulatorischen Eingriffen und potenzieller Insolvenz.

  • Bankenrisiko: Die Silicon Valley Bank-Krise 2023 zeigte die Verwundbarkeit: USDC verlor kurzzeitig seine Dollar-Bindung und fiel auf $0,88, weil Circle 3,3 Milliarden Dollar bei der zusammenbrechenden Bank deponiert hatte.

Krypto-besicherte Stablecoins (DAI): Diese sind durch andere Kryptowährungen übersichert. Ein fundamentales Problem: Stabilität wird durch Besicherung mit volatilen Assets angestrebt – ein konzeptioneller Widerspruch. In extremen Marktbewegungen kann die Besicherung unzureichend werden.

Algorithmische Stablecoins (Terra/Luna, Iron Finance): Diese verzichten auf reale Besicherung und setzen auf mathematische Mechanismen zur Preisstabilisierung. Die Bilanz ist verheerend:

Das Terra/Luna-Desaster

Der Zusammenbruch von Terra/Luna im Mai 2022 stellt einen der größten Vermögensvernichtungen in der Krypto-Geschichte dar. Über 40 Milliarden Dollar verschwanden innerhalb von drei Tagen.

Das System basierte auf einer algorithmischen Verbindung: TerraUSD (UST) sollte bei $1 bleiben, gesichert durch den Token LUNA. Bei Abweichungen sollten Arbitrage-Mechanismen den Preis stabilisieren. Das funktionierte – bis massive Verkäufe eine Todesspirale auslösten.

Als UST unter einen Dollar fiel, wurden nach dem Algorithmus automatisch mehr LUNA-Token erzeugt, um UST aufzukaufen. Dies entwertete LUNA dramatisch, was wiederum das Vertrauen in UST zerstörte. Ein sich selbst verstärkender Kollaps.

„Das Problem algorithmischer Stablecoins ist fundamental”, erklärt ein Wirtschaftswissenschaftler. „Sie funktionieren nur unter der Annahme fortgesetzten Vertrauens. Sobald dieses bricht, gibt es keine Rückfallebene – keine realen Assets, die den Wert stützen.”

Bank-Run-Szenarien

Stablecoins sind strukturell anfällig für Bank-Run-Dynamiken. Solange Nutzer ihnen vertrauen, funktionieren sie. Sobald Zweifel aufkommen und viele gleichzeitig aussteigen wollen, können selbst eigentlich solide Modelle unter Druck geraten.

Anders als bei regulierten Banken gibt es keine Einlagensicherung, keine Zentralbank als Lender of Last Resort, keine Mechanismen zur Krisenintervention. Die Folge: Bei Panik kann es zu selbstverstärkenden Abwärtsspiralen kommen.

Regulatorische Unsicherheit als Risikofaktor

Die größten Stablecoins bewegen täglich Milliarden Dollar – ohne die regulatorischen Sicherungen traditioneller Finanzinstitutionen. Aufsichtsbehörden weltweit diskutieren schärfere Regelungen. Mögliche Szenarien:

  • Verbot nicht regulierter Stablecoins
  • Zwingende Banklizenz für Emittenten
  • Strenge Reserveanforderungen und regelmäßige Audits
  • Beschränkung auf zentral ausgegebene digitale Währungen (CBDCs)

Jede dieser Entwicklungen könnte bestehende Stablecoins destabilisieren oder ihre Geschäftsmodelle obsolet machen.

Die Frage der echten Sicherheit

Für Anleger ergibt sich ein fundamentales Dilemma: Stablecoins werden als sichere Alternative vermarktet, tragen aber Risiken, die bei traditionellen „stabilen” Anlagen nicht existieren.

Die Analogie zum nicht schwimmtauglichen Rettungsboot ist treffend: In ruhigen Gewässern mag alles funktionieren. Aber wenn der Sturm kommt – wenn man Stabilität wirklich braucht – zeigt sich, ob das Versprechen trägt.

Anna M. fasst ihre Erfahrung zusammen: „Ich suchte Sicherheit und fand ein Versprechen, das sich als wertlos erwies. Der Begriff ‘Stable’ im Namen bedeutet nichts, wenn die zugrundeliegende Struktur fragil ist.”

Die zentrale Frage bleibt: Kann ein Asset, dessen Stabilität von privatwirtschaftlichen Versprechen, mathematischen Modellen oder ungeprüften Reserven abhängt, wirklich als stabile Wertaufbewahrung gelten – besonders in einem unregulierten Umfeld ohne Sicherungsmechanismen?


„Crypto Tales” ist eine Kolumne der Gemini Stiftung, Leipzig, einer gemeinnützigen Stiftung für Wissenschaft und Forschung, die damit ihrem Bildungsauftrag Rechnung trägt.